Der Sharp-E Newsletter Juli 2011

Die Zielsetzung is klar: effizienter zu arbeiten ohne viel Umstände. Erfolgreiche Firmen analysieren ständig ihre Prozesse, um unwirtschaftliche Operationen zu identifizieren und Verbesserungen zu machen. Innovative Lösungen sind dabei so einfach nicht zu finden. Wenn diese Lösungen jedoch gefunden werden, ist es nicht unbedingt schwierig, sie in die Praxis umzusetzen, und wesentlich Produktivitätsverbesserungen sind die Folge. 
 

In diesem Artikel wird eine solche Lösung vorgestellt, die potentiell wesentlich Vorteile schafft, die über einfache Prozessverbesserungen hinausgehen. Es handelt sich um eine Lösung, mit der sich Werkzeughersteller und –nachschleifer von der Masse absetzen können, und sie ist in der ANCA Werkzeugschleifsoftware enthalten.
 

Die Herausforderung

 

Werkzeughersteller und –nachschleifer bearbeiten typischerweise umfassende Produktreihen sowie auch Sonderwerkzeuge. Schleifprozesse moderner Werkzeugschleifmaschinen erfordern, dass für jedes Werkzeug eine Schleifdatei angelegt wird, mit der die wichtigen Parameter des Werkzeugs und des Schleifprozesses festgelegt werden. Dies wirft beim Anlegen, der Ablage und der Verwaltung einer großen Anzahl von Schleifdateien mehrere Fragen auf.
 

Bei den meisten Werkzeugschleifereien werden massenweise Schleifdateien entweder auf der Maschine oder im PC-Simulator gespeichert, oder in einem zentralen Server. In vielen Fällen werden der Einfachheit halber neue Schleifdateien durch einfaches Abwandeln bestehender Dateien ähnlicher Werkzeuge erzeugt. Dies ist nicht nur unrationell und fehleranfällig, es garantiert außerdem nicht, dass beständig gleichbleibende Schleifprozesse eingesetzt werden.
 

Während der Entwurfsphase können produkt- oder unternehmensspezifische Aufgaben automatisiert werden. In vielen Fällen sind die Geometriedefinitionen einer Produktreihe als Satz von Formeln repräsentiert, die sich auf den jeweiligen Werkzeugdurchmesser beziehen. Hier wäre es praktisch, das Anlegen von Schleifdateien zu automatisieren, indem einfach eine Produktreihe und ein Durchmesser gewählt werden. Wie kann dies jedoch erreicht werden?
 

Scripting – Effizienter, aber nicht härter arbeiten

 

ANCA’s Scripting-Funktion ist die Lösung. Scripting ist eine einfache Programmiersprache, mit der Aufgaben mittels Keyboard und Maus in iGrind- und iPunch-Designanwendungen automatisiert werden können. Mit Scripting können das Anlegen neuer Werkzeugdateien, Hinzufügen neuer Operationen und sogar das Erzeugen von 2D-Profilen automatisiert werden. Der Vorteil ist, dass häufig vorgenommene Aufgaben in einem Script automatisiert und Designregeln integriert werden können. Dies führt zu kürzeren Einrichtzeiten und Verringerung des Fehlerrisikos. Unternehmensspezifische Information kann auch in einem lesbaren, wiederverwendbarem und verwaltbaren Format festgehalten werden.
 

ANCA’s Scripting-Assistent

In dem obigen Beispiel:
 

1. 
    Für eine bestimmte Produktreihe wurde das Verhältnis zwischen Vorschub und Werkzeugdurchmesser basierend auf Erfahrungswerten und Prozessoptimierung ermittelt.
    
2. Diese Angaben können in ein Script übernommen werden. Mit Scripting stehen einfache Mittel zur Verfügung, mit denen diese Beziehungen programmiermäßig durch Eingabe von Daten in eine Tabelle repräsentiert werden.
    
3. Es wird ein einfaches Script geschrieben, mit dem der Werkzeugdurchmesser der zur Zeit geöffneten Schleifdatei gelesen, der korrekte Vorschub gewählt und dann der Nutenvorschub entsprechend gesetzt wird.
    
4. Scripts können ins iGrind-Menü übernommen werden, sodass sie dort einfach verwendet werden können. In diesem Beispiel wird durch Klicken auf dem Menüpunkt der Nutenvorschub automatisch basierend auf der Grafik gesetzt, abhängig vom aktuellen Werkzeugdurchmesser in der Schleifdatei. Dieses Script könnte auch um zusätzliche Aufgaben erweitert werden, oder andere Parameter setzen, wie Nutentiefe, Anzahl Durchgänge, Zustellung, usw.

Mit Scripts kann ANCA’s leistungsstarke und flexible Software mit der einfachen Script-Sprache modifiziert und erweitert werden. Scripting ist dem Einsatz von Formeln oder Macros in Software-Paketen wie Microsoft Excel vergleichbar. Ohne solche Funktionen wäre MS Excel nur ein Mittel zum Erzeugen von formattierten Tabellen mit begrenzter Einsetzbarkeit. Mit MS Excel ist es die Möglichkeit, einfache Aufgaben und Berechnungen zu automatisieren, die grundlegende Vorteile schafft; auf die gleiche Weise ist dies mit Scripting in der ANCA-Software der Fall.
 

Mit einfachen, effektiven Scripts können viele Aufgaben in Angriff genommen werden. So können einfache Routinen geschrieben werden, mit denen Operationsparameter basierend auf dem Werkzeugdurchmesser gesetzt werden, oder vollständige Assistenten, mit denen ganze Schleifdateien mit nur wenig Information angelegt werden können. Eingebaute iGrind-Assistenten setzen mit Scripting Parameterwerte, mit etwas Erfahrung können diese Assisten erweitert und spezifisch abgewandelt werden. 

 

Beispiel eines speziell mit Scripting für einen Spiralgewindebohrer erzeugten Assistenten

In diesem Beispiel wurde eine Gewindebohrerzeichung in einem Dialog gezeigt, und die Parameterfelder einfach über dem Bild positioniert, um die Parametereingabe zu ermöglichen. Wenn unten rechts OK gedrückt wird, erzeugt das Script dann mit den eingegebenen Parametern eine neue Gewindebohrer-Schleifdatei mit entsprechenden Werten. Der gesamte Prozess für diese Produktreihe wurde mit einem einfachen Script praktisch komplett automatisiert.
 

Mit Scripts können Werkzeugdateien maßstabsgerecht von einem auf einen anderen Durchmesser abgewandelt werden, indem das Verhältnis zwischen Werkzeugdurdchmesser und spezifischen Geometrie- oder Prozessparametern festgelegt wird. Dies ist dann besonders von Nutzen, wenn eine Werkzeugfamilie hergestellt oder nachgeschliffen wird. Von Version RN31 an hat iGrind eine spezielle Schnittstelle, mit der diese Aufgabe vereinfacht wird, dies kann jedoch mit Scripting noch weiter verbessert werden.
 

Ein geschriebenes Script kann dem ToolRoom-Menü problemlos hinzugefügt und dann wie andere ToolRoom-Funktionen verwendet werden. Es könnte zum Beispiel ein Script geschrieben werden, mit dem die Schleifvorschübe für verschiedene Operationen basierend auf Parametereingaben berechnet werden. Das Script könnte dann in das ToolRoom-Hauptmenü integriert werden, wo es dann bei Bedarf eingesetzt werden kann. 

 
Der Scripting-Vorgang

 

Die drei Hauptschritte beim Anlegen eines Scripts sind das Definieren der Regeln, die Übernahme der Logik ins Script und die Automatisierung. Jeder Schritt weist mehrere Vorteile auf. 
 

In Technologie-Unternehmen gibt es viel undokumentierte Information und Erfahrung, die oftmals nur bestimmten Mitarbeitern bekannt sind. Es ist wünschenswert, diese Information und Betriebserfahrung festzuhalten, und die Einbringung dieser Daten in die Automatisierung garantiert, dass diese Angaben nicht verloren gehen. Prozesstechnologie ist ein Beispiel solcher Erfahrungswerte und wertvoller Information, die oftmals nicht offiziell in Werkzeugzeichnungen dokumentiert sind.
 

Wenn alle diese Daten und Erfahrungswerte aufgenommen sind, können sie für Automatisierungszwecke in ein Script übernommen werden. Die Unternehmenslogik ist nun zentral dokumentiert und kann kontinuierlich verwendet, analysiert und verbessert werden.

 

Beispiel eines einfachen Assisten zum Anlegen eines T-Nutenfräsers

In dem obigen Beispiel zeigt der anfängliche Dialog drei Fräserarten. Nach Wahl und Drücken von OK wird der Werkzeugdurchmesser eingegeben, gefolgt von der Rohlingsgeometrie. Das Script erzeugt dann eine neue Schleifdatei mit der entsprechenden Standardgeometrie und den Prozessparametern.
 

Sicher automatisieren und in Umlauf bringen

 

Es ist oftmals wünschenswert, Script-Dateien in Umlauf zu bringen. Da sie jedoch potentiell vertrauliche Information enthalten, sollte der Inhalt geschützt werden. Die Scripting-Funktion bietet Schutzfunktionen, die die gemeinsame Nutzung von Script-Dateien zulässt, bei gleichzeitiger Sicherung der vertraulichen Daten. Script-Dateien können folgendermassen zur allgemeinen Nutzung freigegeben werden:

 

Scripting enthält Schutzfunktionen, mit denen die allgemeine Nutzung von Dateien abgesichert werden. 

 

1. Die niedrigste Sicherheitsstufe ist der Vertrieb der Scriptdateien in Originalform, als einfache Textdateien, die von der ANCA-Software ausgeführt werden können. Sie können mit allen Texteditoren geöffnet werden, jeder kann daher die Logik in der Datei lesen, kopieren oder ändern. Dies ist bei der Verteilung von Scripts, die allgemeine Funktionen ohne vertrauliche Information durchführen, nicht so wichtig.
    
2. Die nächste Sicherheitsstufe ist die Verschlüsselung der Script-Dateien. Bei der Verschlüsselung wird eine neue Datei angelegt (.esc anstelle von .scr). Wenn diese Datei mit einem Texteditor geöffnet wird, ist sie unleserlich, d.h. vertrauliche Information in der Datei kann nicht gelesen oder geändert werden. Die Datei kann jedoch von der ANCA-Software gelesen und ausgeführt werden. Diese Sicherheitsstufe empfiehlt sich bei der externen Verteilung von Dateien, die vertrauliche Informationen enthalten, zum Beispiel im Falle eines Scripts zum Anlegen einer Schleifdatei zum Nachschleifen eines spezifischen Werkzeugtyps, basierend auf einem eingegebenen Durchmesser. Dieses Script kann dann extern weitergegeben werden, damit diese Werkzeuge auf ANCA-Maschinen nachgeschliffen werden können. Die Geometrieformeln für das Werkzeug können extern nicht gelesen oder kopiert werden. 
    
3. Die dritte Sicherheitsstufe ist die Verschlüsselung mit Lizenzschutz. Es wird hierbei ANCA’s eingebautes Lizenzsystem genutzt, das nur bestimmten Maschinen oder Simulatoren erlaubt, das Script auszuführen. Der Prozess ist einfach; ANCA gibt einen Code zum Lizenzschutz der Scriptdatei aus. Die Datei wird dann mit diesem Code verschlüsselt. Auf Anfrage wird dann eine Lizenz für bestimmte Maschinen ausgegeben, auf denen das Script dann ausgeführt werden kann. Diese Sicherheitsstufe sollte bei der externen Verteilung von Scripts mit vertraulichem Inhalt und fortgeschrittenen Funktionen verwendet werden, zum Beispiel wenn ein Script als Assistent angelegt ist, mit dem eine vollständige Produktreihe hergestellt und nachgeschliffen wird. Nur autorisierte dritte Parteien sollten in der Lage sein, dass Script auszuführen. Das Script kann somit pro Lizenz verkauft werden.
     Mit diesen Sicherheitsfunktionen kann Scripting für strategische kommerzielle Zwecke eingesetzt werden, während Ihre Urheberrechte geschützt werden. 

 

Mit Scripting stehen einfache Dienstprogramme zur Durchführung komplexer Aufgaben zur Verfügung
 

In diesem Beispiel wurde ein Script geschrieben, um ein parametrisiertes 2D-Profil zu erzeugen. Der Einsatz des 2D-Editors für diese Aufgabe für jede Form dieser Werkzeugfamilie ist langwierig und fehleranfällig. Mit Scripts kann diese Aufgabe automatisiert werden, sodass die Einrichtzeit wesentlich verkürzt und das Fehlerrisiko verringert wird.

Optimale Flexibilität

 

ANCA’s einzigartige Scripting-Funktion bietet Schleifwerkstätten beim Automatisieren der ANCA-Software unbegrenzte Möglichkeiten. Von kürzeren Einrichtzeiten zum Datenschutz trägt alles zu dem einen Ziel bei: bessere Produktivität. Industrieführende Hersteller setzen die Scripting-Funktion bereits ein, von einfachen Scripts zur einfachen Herstellung komplexer Werkzeugprofile bis hin zu vollständigen Assistentenfunktionen, die alle Design- und Prozessregeln für eine Vielzahl von Produktreihen beinhalten.
Scripting ist ein ideales Werkzeug, dass Konkurrenzfähigkeit mit minimaler Investition bietet.


Scripting ist eine Standardfunktion der ANCA-Toolroom-Software, die allen Bedienern zugänglich ist. Verwenden Sie die neueste Software-Version, da die Scripting-Funktion kontinuierlich erweitert wird.

12 Juli 2011